Johannes von Tepl
Johannes von Tepl (um 1350 – 1414) war ein böhmischer Schriftsteller, Notar und Stadtschreiber. Er sprach und veröffentlichte Werke in tschechischer, deutscher und lateinischer Sprache. Sein bekanntestes Werk ist ein Gedicht mit dem Titel: „Der Ackermann aus Böhmen“. Obwohl Johannes von Tepl allgemein in die Literatur des Spätmittalters verordnet wird, gilt das Ackermann-Gedicht als ein Bindeglied zur Renaissanceliteratur und zum Frühhumanismus.
Inhalt
Wer war Johannes von Tepl
Johannes von Tepl wurde um 1350 in Šitboř (deutsch: Schüttwa), einem Dorf im heutigen Tschechien geboren. Damals gehörte das Dorf ins Königreich Böhmen, welches ein Teilreich des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nationen war. In seiner Kindheit besuchte er die Klosterschule des Stift Tepl, was zur Namensgebung beitrug.
Welchen Beruf hatte Johannes von Tepl
Tepl absolvierte ein Studium der Freien Künste, wahrscheinlich an der Universität in Prag (Karls-Universität). Möglicherweise studierte er noch Rechtswissenschaften an einer anderen Universität.
Ab etwa 1373 arbeitete er als Notar in Saaz (Žatec, Tschechien). In den 1380-er Jahren war er außerdem Leiter der örtlichen Lateinschule und ab 1383 führte er das Stadtbuch von Saaz.
Aufgrund seines hohen Ansehens verlieh ihm die Stadt Saaz das Schankrecht. Demnach durfte er Bier und Wein ausschenken. Man schlussfolgert daraus, dass ihm dieses Recht diverse Einkünfte einbrachte. Denn Johannes von Tepl kaufte vor den Stadtmauern ein Baugrundstück, auf welchem er einen Turm errichten ließ.
Wie starb Johannes von Tepl
Ab 1411 lebte er in der Prager Neustadt. Dort kaufte er ein Haus in der Spálená 23 (Brenta-Gasse). Im Jahr 1413 erkrankte Johannes von Tepl und starb ein Jahr später in Prag.
Wofür ist Johannes von Tepl bekannt
Johannes von Tepl ist durch sein Gedicht „Der Ackermann aus Böhmen“ international bekannt. Im Gedicht klagt ein Bauer (Ackermann) den Tod an, nachdem seine Frau Margaretha gestorben war.
Das Gedicht ist deshalb bedeutend, weil erstmalig in der Literaturgeschichte der Tod angeklagt wird. Demnach wird auch die Allmacht Gottes infrage gestellt, was im Mittelalter noch gänzlich unüblich war.
Außerdem stellt Johannes von Tepl die Ehe als Liebesgemeinschaft heraus, was nach mittelalterlicher Denktradition ebenfalls neu war. Denn Ehen wurden als Zweckgemeinschaft oder politische Bündnisse geschlossen und waren keine Liebesgemeinschaft.
Demnach stellt Johannes von Tepl seinen Ackermann als emanzipiertes Wesen dar, welches sich gegenüber Gott (Tod) behaupten will. Mit diesem Emanzipationsgedanken bereitet Johannes von Tepl den Humanismus und die Renaissance in der Literatur vor.